Aktuelles
„500 Jahre Schlacht bei Frankenhausen – Aus der Vorgeschichte der so genannten Bauernschlacht“
Referent: Dr. Ulrich Hahnemann, Museumsleiter und Stadtarchivar
Dienstag, den 17. Oktober 2023, um 19.30 Uhr, im Festsaal
Die »Schlacht bei Frankenhausen« am 15. Mai 1525 war sowohl Höhepunkt als auch Wendepunkt im Bauernkrieg des Jahres 1525 im thüringischen Raum. In den zurückliegenden Jahrhunderten ist den Ereignissen um die »Schlacht« mal ungehemmtes Interesse bis völlige Nichtbeachtung zuteilgeworden. Im Vordergrund zahlreicher Betrachtungen zu den Hintergründen des Schlachtortes stand die Gegnerschaft des Predigers Thomas Müntzer zum katholischen Graf Ernst II. von Mansfeld auf Schloss Heldrungen. Die unüberbrückbaren Gegensätze der beiden Kontrahenten rührten aus der Wirkungszeit von Thomas Müntzer als Prediger in Allstedt. Graf Ernst und seine Lehnsmannen ließen kaum etwas unversucht, um die Teilnahme ihrer Untertanen an den Predigten von Müntzer zu unterbinden. Dennoch erreichten die Ansichten Thomas Müntzers auch die Bevölkerung in und um Frankenhausen. Doch bevor Müntzers Einfluss spürbar wurde, kam es zu einem Briefwechsel zu einem ganz alltäglichen Sachverhalt der Bewohner in der Altstadt (Frankenhausen).
Die Vorgeschichte zur »Schlacht« kennt weitere Ereignisse und Ursachen, die nicht ohne Einfluss auf die Entwicklung von Frankenhausen und seiner nahen Umgebung zu einem der bedeutendsten Aufstandszentren in Mitteldeutschland geblieben sind. Dazu gehören über Jahrzehnte währende Auseinandersetzungen zwischen der Frankenhäuser Pfännerschaft und den Grafen von Schwarzburg über die wirtschaftliche Hoheit über die Saline.
Oftmals öffentlich tief gedemütigt, hatten sowohl die Pfänner als auch die Salzknechte eine gemeinsame Abneigung gegenüber den schwarzburgischen Grafen entwickelt. Die von den Grafen von Schwarzburg verordneten Salzordnungen empfanden sie als Knechtung ihrer eigenen Wirtschaftsinteressen und leisteten bereits kurz nach 1500 Widerstand.
Zusammen standen Schwarzburger und Pfännerschaft nur, wenn niedere Adlige des Umlandes ihnen den Fehdehandschuh hinwarfen und gewaltsame Überfälle auf die Stadt ausübten. Es gab nicht nur die weithin bekannten Reichsritter wie Franz von Sickingen und Götz von Berlichingen, die einen der späteren Sieger in der »Schlacht bei Frankenhausen«, Landgraf Philipp von Hessen, zu befehden vermochten, sondern auch einen Heinrich
(Hans) von Haake (auch Hacke genannt) oder Matern von Gehofen in unserer Region. Letzterer sollte seinen längst gesühnten Angriff auf das »Schützenhaus« (Zeughaus) bereits kurz vor der »Schlacht« dennoch mit dem Leben bezahlen.
Die stolzen Bewohner des Dorfes Ringleben führten ihre ganz eigene Fehde gegen Graf Ernst von Mansfeld. Als diese in den Wiesen und Feldern zwischen Ringleben und Bretleben eskalierte, riefen sie keinen geringeren als Kurfürst Friedrich den Weisen von Sachsen um Schlichtung an. Inmitten ihrer Fehde gegen den katholischen Grafen von Mansfeld predigte in ihrer Kirche erstmals ein Pfarrer im Sinne Martin Luthers.
Der Pfarrer Cyriakus Taubenthal bewies damit in der noch katholischen Grafschaft Schwarzburg-Sondershausen-Frankenhausen einen besonderen Mut, wurden hier doch die Anhänger Luthers noch als Ketzer betrachtet und verfolgt. Die Einwohner Ringlebens sollten noch vor der Schlacht, am 15. Mai 1525, ihr gezeigtes Selbstbewusstsein bitter büßen.
Aber auch der ab Ende April 1525 im Entstehen begriffene »Frankenhäuser Haufen« provozierte durch seine »Raubzüge« ins Umland Adel, Bürger und abseits stehende Leute, so dass der Oberlehnsherr, Herzog Georg der Bärtige von Sachsen, letztlich seine Marschroute zuerst in unsere Richtung lenkte. Zumal, da der »Frankenhäuser Haufen« Thomas Müntzer um Hilfe und Zuzug gebeten hatten. Dass Herzog Georg in der Stadt und im »Frankenhäuser Haufen« in seinen vorhandenen Möglichkeiten als auch in seinem Durchhaltevermögen unterschätzt wurde, sollte sich bitter rächen.
Ein Blick auf die Vorgeschichte wird auch offenbaren, inwieweit die Aufständischen in Frankenhausen überhaupt über Ereignisse und Entwicklungen außerhalb ihres kurzen Blickfeldes der Region zwischen Kyffhäuser und Hainleite Bescheid wussten. Bereits vor dem Eintritt in den Aufruhr hatten sie zurückliegende und gegenwärtige Entwicklungen außer Acht gelassen bzw. fehleingeschätzt.
Der Vortrag beinhaltet die Vorgeschichte bis zum Eintreffen Thomas Müntzers und seiner Anhänger am 11. Mai 1525 in Frankenhausen. Dabei gibt es nicht nur Hintergründe zu Personen und Ereignissen, sondern auch zu baugeschichtlichen Veränderungen im Befestigungswerk der Stadt auf Grund des Fehdewesens und ihren militärischen Möglichkeiten.
Der Eintritt ist frei. Spenden werden gern für den Ankauf eines Zinnfigurendioramas »Angriff auf eine Wagenburg« angenommen.
Der GeoPark Kyffhäuser hat es wieder geschafft!!
Dank der Hilfe vieler ehrenamtlicher Unterstützerinnen und Unterstützer wurden wir am 13.12.2022 erneut als NATIONALER GeoPark Kyffhäuser von der GeoUnion zertifiziert. Diese ist nun die nächsten 5 Jahre gültig.
BDG Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler ernennt Gestein des Jahres 2022:
Gips – facettenreich in Ausprägung und Verwendung
Bonn. Der BDG Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler e. V. hat Gips zum Gestein des Jahres 2022 ernannt. Gips hat eine spannende Entstehungsgeschichte und besitzt höchst eindrucksvolle Eigenschaften. Er wird genutzt als Werkstoff in der Bauindustrie, als Nahrungsmittelzusatz oder als Trägersubstanz in der Arzneimittelherstellung. So vielfältig der Einsatz, so faszinierend sind auch einige der natürlichen Fundstellen. Gips entsteht zudem als Nebenprodukt bei der Kohleverstromung, was angesichts des Kohleausstiegs Auswirkungen auf die Versorgungslage haben wird.
Gips findet vielfältigen Einsatz im Alltag – als Verband bei einem gebrochenen Bein, als Gipsplatten oder Gipsputz beim Bau. Der Werkstoff Gips spielt darüber hinaus eine große Rolle bei der Erstellung von Formen aller Art in Technik, Medizin oder Kunst. Unter dem Namen Alabaster ist er ein wertvoller Dekor- und Bildhauerstein. „Jeder nutzt Gips, aber kaum jemand ist sich darüber klar, dass er auch irgendwo abgebaut und gewonnen werden muss. Unser Ziel ist es, auf die Bedeutung der Geowissenschaften in weiten Teilen der Bevölkerung hinzuweisen“, so Dr. Manuel Lapp, Sprecher des Fachkuratoriums.
Vorkommen, Entstehung und Gewinnung
Gips ist sowohl Mineral als auch Gestein. Ein Mineral besteht aus Elementen, die in einer chemischen Verbindung vorkommen; ein Gestein setzt sich üblicher Weise aus mehreren Mineralen zusammen. Gipsstein kommt in der Natur als monomineralisches Gestein vor, es besteht also ausschließlich aus dem Mineral Gips. Gipsstein ist feinkörnig und massig, häufig weiß, gelegentlich braun-grau. In der Natur kommt Gips (CaSO4.2H20) meist zusammen mit Anhydrit (CaSO4) vor. In Deutschland wird Gips in 62 Steinbrüchen und neun untertägigen Bergwerken gefördert, vor allem in Württemberg, im westlichen Franken und am Harzrand.
Gips als Nebenprodukt der Kohleverstromung – Zielkonflikte
Etwa die Hälfte des in Deutschland verarbeiteten Gipses hat jedoch eine gänzlich andere Herkunft: Dieser stammt aus Rauchgasentschwefelungsanlagen (REA) der Kohlekraftwerke, wo er aus der Reaktion des Schwefeldioxids im Rauchgas mit Kalkstein entsteht. In dem Maße, wie die Kohlenutzung in Zukunft zurückgefahren wird, wird dieser REA-Gips künftig als Rohstoff fehlen und der Abbau von Naturgips erhöht werden müssen. „Daraus entsteht ein Konflikt zwischen Natur- und Landschaftsschutz einerseits und der Gipsgewinnung andererseits, insbesondere in Gipskarst-Landschaften, wo sich Biotope besonderer Schönheit herausgebildet haben. Hier suchen wir den konstruktiven Dialog, um die notwendige Rohstoffgewinnung so umweltverträglich wie möglich sicherzustellen“, so Holger Ortleb, Geschäftsführer des Deutschen Gipsverbandes e. V. Der Verband ist in diesem Jahr Hauptpartner der Initiative.
Seit 2007 wird das Gestein des Jahres von einem Fachkuratorium unter Federführung des BDG ausgewählt. Im Rahmen von Veranstaltungen und Publikationen wird die Öffentlichkeit ein Jahr lang über das ausgewählte Gestein, seine Geologie, seine Funktionen im Naturraum, seine Verwendung, und Gewinnung informiert.
Veranstaltungen zum diesjährigen Gestein des Jahres werden auf der Website des BDG bekanntgegeben: www.geoberuf.de